Paul Engeli

Paul Enge­li (* 24. Mai 1929 / + 18. Janu­ar 2023) erzählt aus sei­ner Amts­zeit als Gemein­de­am­mann (1983 — 1995), dies in einem Inter­view mit R. Seger am 07.03.2017.

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Am 18. Janu­ar 2023 ist Paul Enge­li gestorben.

Im Fol­gen­den dür­fen wir mit Erlaub­nis sei­ner Nach­kom­men den Lebens­lauf ver­öf­fent­li­chen, den Paul selbst ver­fasst hat. Und wir haben auch eini­ge Bil­der von der Fami­lie erhal­ten, die wir hier ger­ne zeigen.

Ich wurde am 24. Mai 1929 in Oberbussnang als dritter und jüngster Sohn in die Bauernfamilie Engeli geboren. Meine Eltern Frieda und Albert bewirtschafteten dort einen eigenen kleinen Bauernhof und mit meinen Brüdern Albert und Hans wuchs ich in einfachen und glücklichen Verhältnissen auf.
Die Primarschule besuchte ich in Bussnang-Rothenhausen, die Sekundarschule in Weinfelden.
Die Berufswahl war für mich nie ein Abwägen. So wie mein Vater mit Leib und Seele seinem Beruf als Bauer und damit der Natur und den Tieren verbunden war, so wollte ich auch Bauer werden. Ich besuchte Fachschulen, Kurse im In- und Ausland, durchlief weitere Ausbildungen und wurde schliesslich für 4 Jahre stellvertretender Betriebsleiter auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Staatsdomäne Münsterlingen.
Während dieser Zeit machte ich auch die Ausbildung zum Förster. Der Hintergrund dieser zusätzlichen Ausbildung in der Waldwirtschaft war für mich mit der Vorstellung und Hoffnung verbunden, einmal selbständig die Verwaltung eines grossen Landwirtschaftsbetriebes zu übernehmen. Es war für mich ein grosses Glück, während meiner Münsterlinger Zeit meine zukünftige Frau Vreni Rutishauser kennen und lieben zu lernen. Zusammen übernahmen wir auf den 1. Mai 1957 die Verwaltung des Gutsbetriebs Castell in Tägerwilen. Dort blieben Vreni und ich während 27 Jahren. Der Hof verlangte von uns beiden einen grossen Einsatz, der uns oft an unsere Grenzen brachte. Vreni war eine tapfere Frau, die mein Leben sehr bereichert hat. Während der Jahre auf Castell wurden unserer Familie unser Sohn Urs und unsere drei Töchter Verena, Susanna und Eva geschenkt. Unsere Kinder waren immer unser grosses Glück und machten unser Leben reich.
Zum Glück konnten wir auch immer auf die Mitarbeit von Haushaltshelferinnen und landwirtschaftlichen Fachangestellten zählen.
Mit viel Freude arbeitete ich auch in verschiedenen beruflichen Organisationen mit und bildete mich laufend weiter, inklusive dem Abschluss der landwirtschaftlichen Meisterprüfung. Das befähigte mich, insgesamt 67 Lehrlinge sowie Praktikanten aus Brasilien, Polen, der Tschecheslowakei, Frankreich, Deutschland und sogar Japan auszubilden. All diese Menschen bereicherten unsere ganze Familie und es bestehen noch heute herzliche Kontakte zu einigen dieser früheren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Meine Militärdienstpflicht absolvierte ich als Wachtmeister bei der Kavallerie. Dazu gehörte die Ersteigerung eines eigenen Dienstpferdes genannt «Hoffnung», kurz «Hofi». Hofi blieb als Zug- und Arbeitspferd bis zum Alter von 23 Jahren im Einsatz auf dem Castell und brachte mich an viele Orte, da damals ein eigenes Auto noch nicht üblich war.
Viele Jahre war ich Mitglied im Reitverein Kreuzlingen. Meine Reitverein-Kollegen standen bei unserer Hochzeit Spalier.
Auch in der Politik war ich aktiv. So amtete ich während 10 Jahren als Mitglied des Tägerwiler Gemeinderates, bis ich im 1984 in den Kantonsrat gewählt wurde. Im Amtsjahr 1978/79 präsidierte ich den Kantonsrat.
Neben Landwirtschaft und Politik war auch die Jagd eine weitere Berufung, welche mich durch mein ganzes Leben begleitete. Aus dieser Passion erwuchs die Erkenntnis und Überzeugung, dass die Jagd nicht nur ein Hobby, sondern eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe und ein Beitrag zur Erhaltung von Flora und Fauna sein musste und sein konnte. Dass ich diesem Auftrag auch noch im rüstigen Pensionsalter mit ungebrochenem Eifer und Einsatz und mit viel Freude nachgehen konnte, hat mich stets mit Dankbarkeit erfüllt.
Nach über 30 Jahren in der Landwirtschaft wagte ich eine berufliche Veränderung und wurde im Jahr 1983 zum Tägerwiler Gemeindeammann gewählt. Dieses verantwortungsvolle und erfüllende Amt durfte ich bis zu meiner Pensionierung im Jahr 1995 ausüben.
Unser neu gebautes Haus am Schinenberg 1 in Tägerwilen war ab 1983 Heimat für Vreni und mich und unsere Kinder. Unsere Schwiegertochter Nadja, unsere Schwiegersöhne Matthias, Adrian und Henning und bald schon unsere Enkelkinder Anna, Cornel, Lukas, Simon, Livia, Aline und Julian brachten Schwung, neue Aufgaben und weiteres Glück in unser Leben.
Leider wurde die Gesundheit von meiner lieben Vreni über die Zeit zunehmend schlechter. Vor allem der Rücken machte viele Probleme und auch zwei Operationen brachten nicht die erhoffte Besserung. So durfte sie dann im Jahr 2011 erlöst von all ihren Leiden friedlich für immer einschlafen.
Nach Vrenis Tod wurde das Alleinsein im Haus rasch zu belastend und aufwändig und ich zog in eine kleinere Wohnung an der Bahnhofstrasse um, wo ich bis zum Umzug ins Altersheim Steckborn im Jahr 2018 blieb.
Im Altersheim Steckborn fand ich wieder ein vertrautes neues Zuhause. Die vielen Besuche von meiner Familie und Freunden und auch die sehr fürsorgliche und herzliche Begleitung durch das Pflegeteam erfüllten meinen letzten Lebensabschnitt. Auch durfte ich während dieser Zeit noch Urgrossvater von Serafin werden und mit ihm an der Weihnachtsfeier im Dezember 2022 im Kreis meiner geliebten Familie Spässe machen und Weihnachtslieder singen.

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