Das Schloss mit seinen zwei Türmen ist ja jedem bekannt, aber nicht alle wissen, wie es dazu gekommen ist. Das hatte sich nämlich so abgespielt:
Schloss Castell gehörte sehr lange Zeit einer Familie von Scherer, die ursprünglich aus St.Gallen stammte. Diese Familie kam mit Bankgeschäften zu grossem Reichtum. Der letzte von Scherer: Maximilian (1848 — 1901) übernahm seinerzeit ein Schloss, das eigentlich recht wenig repräsentativ und eindrücklich war: ein grosses Haus aus dem frühen 18.Jahrhundert, das verschiedene Generationen an- und umgebaut hatten.
Der Grossvater von Maximilian zum Beispiel liess sich eine kleine Sternwarte aufs Dach bauen. Auf dem Bild ‘vor 1878’ links gut zu erkennen.)
Max hatte viel Zeit und Geld investiert und dem Schloss das heutige Aussehen gegeben. Allerdings in Etappen: Zuerst baut er den Westflügel mit Turm an und liess die Sternwarte seines Grossvaters abreissen und durch ein kleines schmuckes Türmchen ersetzen.
Ganz stolz – so wurde berichtet – stellte er seinen Freunden in Konstanz dann seines ‘neues’ Schloss vor. Die aber machten sich lustig und fragten ihn, ob der denn jetzt einer Kirche wohne! Tatsächlich sah Schloss Castell, von Konstanz aus betrachtet, jetzt einer Kirche recht ähnlich! Aber solchen Spott liess Maximilian nicht lange auf sich sitzen und baute flugs den Ost-Turm: grösser, höher, moderner!
Der Turm wurde wunderschön, aber Max war irgendwie nicht zufrieden mit dem Innenausbau: zu brav, zu bieder, zu gewöhnlich. Darum ging er zusammen mit seinem Architekten auf Europareise. Überall studierten sie die architektonischen Höhepunkte. In Granada, genauer in der Alhambra hatte Maximilian sofort gewusst: ‘Das will ich haben!’
Sie reisten heim, rissen alles raus und verwirklichten den Maurischen Saal.
Ach ja: Warum der Ost-Turm auch Schneckenturm heisst? Darum:
Böse Zungen behaupten, die Bauarbeiten seien so langsam vorangekommen, dass die Schnecken den Turm erobern konnten, noch bevor er fertig gebaut war!
Se non è vero, è ben trovato!