Schloss Castell

Cas­tell 2018

Das Schloss mit sei­nen zwei Tür­men ist ja jedem bekannt, aber nicht alle wis­sen, wie es dazu gekom­men ist. Das hat­te sich näm­lich so abgespielt:

Schloss Cas­tell gehör­te sehr lan­ge Zeit einer Fami­lie von Sche­rer, die ursprüng­lich aus St.Gallen stamm­te. Die­se Fami­lie kam mit Bank­ge­schäf­ten zu gros­sem Reich­tum. Der letz­te von Sche­rer: Maxi­mi­li­an (1848 — 1901) über­nahm sei­ner­zeit ein Schloss, das eigent­lich recht wenig reprä­sen­ta­tiv und ein­drück­lich war: ein gros­ses Haus aus dem frü­hen 18.Jahrhundert, das ver­schie­de­ne Gene­ra­tio­nen an- und umge­baut hatten.

Cas­tell kurz vor 1878

Der Gross­va­ter von Maxi­mi­li­an zum Bei­spiel liess sich eine klei­ne Stern­war­te aufs Dach bau­en. Auf dem Bild ‘vor 1878’ links gut zu erkennen.)

Max hat­te viel Zeit und Geld inves­tiert und dem Schloss das heu­ti­ge Aus­se­hen gege­ben. Aller­dings in Etap­pen: Zuerst baut er den West­flü­gel mit Turm an und liess die Stern­war­te sei­nes Gross­va­ters abreis­sen und durch ein klei­nes schmu­ckes Türm­chen ersetzen.

Cas­tell zwi­schen 1881 und 1889

Ganz stolz – so wur­de berich­tet – stell­te er sei­nen Freun­den in Kon­stanz dann sei­nes ‘neu­es’ Schloss vor. Die aber mach­ten sich lus­tig und frag­ten ihn, ob der denn jetzt einer Kir­che woh­ne! Tat­säch­lich sah Schloss Cas­tell, von Kon­stanz aus betrach­tet, jetzt einer Kir­che recht ähn­lich! Aber sol­chen Spott liess Maxi­mi­li­an nicht lan­ge auf sich sit­zen und bau­te flugs den Ost-Turm: grös­ser, höher, moderner!

Der Turm wur­de wun­der­schön, aber Max war irgend­wie nicht zufrie­den mit dem Innen­aus­bau: zu brav, zu bie­der, zu gewöhn­lich. Dar­um ging er zusam­men mit sei­nem Archi­tek­ten auf Euro­pa­rei­se. Über­all stu­dier­ten sie die archi­tek­to­ni­schen Höhe­punk­te. In Gra­na­da, genau­er in der Alham­bra hat­te Maxi­mi­li­an sofort gewusst: ‘Das will ich haben!’
Sie reis­ten heim, ris­sen alles raus und ver­wirk­lich­ten den Mau­ri­schen Saal.

Cas­tell — Mau­ri­scher Saal — Deckenkuppel

Ach ja: War­um der Ost-Turm auch Schne­cken­turm heisst? Darum:

Böse Zun­gen behaup­ten, die Bau­ar­bei­ten sei­en so lang­sam vor­an­ge­kom­men, dass die Schne­cken den Turm erobern konn­ten, noch bevor er fer­tig gebaut war!

Se non è vero, è ben trovato!

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