1965/67 ¦ konfliktreiche Renovation

Wenn wir in den übli­chen Quel­len nach­le­sen, erfah­ren wir, dass sich die Kon­flik­te zwi­schen der kan­to­na­len Denk­mal­pfle­ge und der Kir­chen­vor­ste­her­schaft einer­seits um die Posi­tio­nie­rung der Orgel haupt­säch­lich aber um die Fres­ken im Chor dreh­ten.
Hin­ter Gips­plat­ten kon­ser­vie­ren oder frei­le­gen und restau­rie­ren; das war die Streit­fra­ge. Albert Knöpf­li, der enga­gier­te Denk­mal­pfle­ger, woll­te das zwei­te; die Kirch­ge­mein­de wähl­te — auf­grund einer miss­ver­stan­de­nen Äus­se­rung Knöpf­lis — das ers­te. (Honi soit qui mal y pen­se!)
Der Streit wur­de öffent­lich aus­ge­tra­gen und ende­te mit dem Abbruch der gegen­sei­ti­gen Kon­tak­te. 30 Jah­re lang waren die Fres­ken kein The­ma mehr. 1997 wur­de ein Kre­dit bewil­ligt und mit die­sem Geld die Mög­lich­keit einer Restau­ra­ti­on abge­klärt. In der Fol­ge wur­de ein Feld frei­ge­legt und konserviert.

Was auch noch geschah:
Die neue Orgel fand dann ihren neu­en Platz auf der neu­en Empo­re. Die Stuk­ka­tu­ren im Chor und im Chor­bo­gen wur­den ent­fernt, das Chor­schei­tel­fens­ter ver­grös­sert. Die Fami­lie von Sto­kar stif­te­te das neue far­bi­ge Fens­ter erstellt von Wer­ner Eber­li, Gott­lie­ben. Inwen­dig wur­de das Rund­fens­ter an der Ost­sei­te des Cho­res (war seit 1922 von der Orgel ver­deckt) ver­schlos­sen. Der Tauf­stein wur­de durch einen neu­en Abend­mahls­tisch ersetzt (gestif­tet von Saskia Egloff, Kreuz­lin­gen). Im Chor wur­de ein neu­er Sand­stein­bo­den ver­legt, im Schiff ein neu­er roter Klin­ker­bo­den. Die neue Bestuh­lung fer­tig­te Schrei­ner Ueli Pau­li, Täger­wi­len. Die neue Kirch­turm­uhr lie­fer­te die Fir­ma Baer aus Sumiswald.

Der dama­li­ge Pfar­rer, Dekan Armin Schwar­zen­bach, führ­te in die­ser Reno­va­ti­ons­pha­se genau Buch und hielt sehr vie­les in Wort und Bild in sei­nen Unter­la­gen fest.
Wir haben das gros­se Glück aus sei­nen Sei­ten zitie­ren und zei­gen zu dür­fen. Die vier Hef­te befin­den sich nun im Archiv der Evan­ge­li­schen Kirchgemeinde.

So sah das Kir­chen­in­ne­re vor der Reno­va­ti­on aus:

vor der Renovation 1965/67

Im Chor wur­de nicht ein­fach ein neu­er Boden ver­legt. Man hat den alten ent­fernt und gegra­ben. Erstaun­li­ches ist dabei zum Vor­schein gekommen.

Pfar­rer Schwar­zen­bach zeich­ne­te in sein Notizheft:

Skiz­ze Pfr. Schwarzenbach
mass­stäb­li­cher Grundriss

In der Nord­ost­ecke wur­de eine Türe ent­deckt (A). Sie führ­te zur Sakris­tei, die 1761 abge­ris­sen wur­de. Die Türe ist 180 cm hoch. Aller­dings sah man davon ledig­lich knapp 80 cm. Bei der Reno­va­ti­on von 1761 muss­te der Chor­bo­den um rund einen Meter ange­ho­ben wor­den sein.
In der Nord­wand ent­deck­te man drei Nischen (B, C, D). Sie sind jetzt wie­der ver­schlos­sen. Pfar­rer Schwar­zen­bach depo­nier­te vor­her in der Nische B in einer gut ver­schlos­se­nen Glas­fla­sche einen Bericht über die Renovationsarbeiten.

Boden ent­fernt, Türe eröff­net.
Die Nischen wer­den als nächs­tes unter dem Putz Rich­tung Rund­fens­ter entdeckt.

In der grös­se­ren Nische links (A) depo­nier­te Pfar­rer Schwar­zen­bach den Renovationsbericht.

Die u‑förmigen Mau­er­res­te (G) geben Rät­sel auf. Vor allem auch dar­um, weil dort ein Ske­lett gefun­den wurde.

Die Mau­er H reicht 3–4 m in die Tie­fe. Auf ihr stand die Wand für die ehe­ma­li­ge Orgelempore.

Die­ses Ske­lett wur­de bei der Türe zur Sakris­tei ent­deckt (K). Nie­mand weiss, wer hier begra­ben liegt. Auch kann nicht mehr geklärt wer­den, ob die Kno­chen dort belas­sen oder ent­fernt wurden.

Es darf spe­ku­liert wer­den, dass wegen der Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit dem Denk­mal­pfle­ger ‘unsorg­fäl­tig’ mit den Fun­den umge­gan­gen wur­de. Auf jeden Fall wur­den die Kno­chen weder fach­ge­recht gesi­chert noch wis­sen­schaft­lich untersucht.

Bei der Reno­va­ti­on wur­de beschlos­sen, dass der Tauf­stein und der Pfarr­stuhl aus der Kir­che ent­fernt wer­den.
Auf der Auf­nah­me links sieht man bei­de Objek­te an ihren ange­stamm­ten Plät­zen:
Der Pfarr­stuhl links neben der Süd­tü­re, der Tauf­stein zen­tral vor dem Chorbogen.

Der Pfarr­stuhl gelang­te in den Bin­ders­gar­ten. Der Tauf­stein dien­te gar als Blu­men­scha­le auf Schloss Castell.

Sehr vie­le der Tat­sa­chen, die auf die­sen Sei­ten ver­öf­fent­licht wur­den, stam­men — wie erwähnt — aus den Auf­zeich­nun­gen von Pfar­rer Armin Schwar­zen­bach.
Rolf Seger hat sich die Mühe gemacht und den Inhalt der pfarr­herr­li­chen Auf­zeich­nun­gen zusam­men­ge­tra­gen. Wir dür­fen sie hier zeigen:

Reno­va­ti­on Evan­ge­li­sche Kir­che Täger­wi­len 1967

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