Wenn wir in den üblichen Quellen nachlesen, erfahren wir, dass sich die Konflikte zwischen der kantonalen Denkmalpflege und der Kirchenvorsteherschaft einerseits um die Positionierung der Orgel hauptsächlich aber um die Fresken im Chor drehten.
Hinter Gipsplatten konservieren oder freilegen und restaurieren; das war die Streitfrage. Albert Knöpfli, der engagierte Denkmalpfleger, wollte das zweite; die Kirchgemeinde wählte — aufgrund einer missverstandenen Äusserung Knöpflis — das erste. (Honi soit qui mal y pense!)
Der Streit wurde öffentlich ausgetragen und endete mit dem Abbruch der gegenseitigen Kontakte. 30 Jahre lang waren die Fresken kein Thema mehr. 1997 wurde ein Kredit bewilligt und mit diesem Geld die Möglichkeit einer Restauration abgeklärt. In der Folge wurde ein Feld freigelegt und konserviert.
Was auch noch geschah:
Die neue Orgel fand dann ihren neuen Platz auf der neuen Empore. Die Stukkaturen im Chor und im Chorbogen wurden entfernt, das Chorscheitelfenster vergrössert. Die Familie von Stokar stiftete das neue farbige Fenster erstellt von Werner Eberli, Gottlieben. Inwendig wurde das Rundfenster an der Ostseite des Chores (war seit 1922 von der Orgel verdeckt) verschlossen. Der Taufstein wurde durch einen neuen Abendmahlstisch ersetzt (gestiftet von Saskia Egloff, Kreuzlingen). Im Chor wurde ein neuer Sandsteinboden verlegt, im Schiff ein neuer roter Klinkerboden. Die neue Bestuhlung fertigte Schreiner Ueli Pauli, Tägerwilen. Die neue Kirchturmuhr lieferte die Firma Baer aus Sumiswald.
Der damalige Pfarrer, Dekan Armin Schwarzenbach, führte in dieser Renovationsphase genau Buch und hielt sehr vieles in Wort und Bild in seinen Unterlagen fest.
Wir haben das grosse Glück aus seinen Seiten zitieren und zeigen zu dürfen. Die vier Hefte befinden sich nun im Archiv der Evangelischen Kirchgemeinde.
So sah das Kircheninnere vor der Renovation aus:
Im Chor wurde nicht einfach ein neuer Boden verlegt. Man hat den alten entfernt und gegraben. Erstaunliches ist dabei zum Vorschein gekommen.
Pfarrer Schwarzenbach zeichnete in sein Notizheft:
In der Nordostecke wurde eine Türe entdeckt (A). Sie führte zur Sakristei, die 1761 abgerissen wurde. Die Türe ist 180 cm hoch. Allerdings sah man davon lediglich knapp 80 cm. Bei der Renovation von 1761 musste der Chorboden um rund einen Meter angehoben worden sein.
In der Nordwand entdeckte man drei Nischen (B, C, D). Sie sind jetzt wieder verschlossen. Pfarrer Schwarzenbach deponierte vorher in der Nische B in einer gut verschlossenen Glasflasche einen Bericht über die Renovationsarbeiten.
Es darf spekuliert werden, dass wegen der Auseinandersetzungen mit dem Denkmalpfleger ‘unsorgfältig’ mit den Funden umgegangen wurde. Auf jeden Fall wurden die Knochen weder fachgerecht gesichert noch wissenschaftlich untersucht.
Bei der Renovation wurde beschlossen, dass der Taufstein und der Pfarrstuhl aus der Kirche entfernt werden.
Auf der Aufnahme links sieht man beide Objekte an ihren angestammten Plätzen:
Der Pfarrstuhl links neben der Südtüre, der Taufstein zentral vor dem Chorbogen.
Der Pfarrstuhl gelangte in den Bindersgarten. Der Taufstein diente gar als Blumenschale auf Schloss Castell.
Sehr viele der Tatsachen, die auf diesen Seiten veröffentlicht wurden, stammen — wie erwähnt — aus den Aufzeichnungen von Pfarrer Armin Schwarzenbach.
Rolf Seger hat sich die Mühe gemacht und den Inhalt der pfarrherrlichen Aufzeichnungen zusammengetragen. Wir dürfen sie hier zeigen: