Archäologische Sensation vor der Haustüre

Gros­se Auf­re­gung am See­rhein bei Gottlieben!

Rund einen Kilo­me­ter unter­halb der Schiffs­an­le­ge­stel­le Gott­lie­ben hat eine Ber­gung begon­nen. Ein uralter Ein­baum wird nun gesi­chert und geborgen.

Die Akti­on hat im April 2021 in den deut­schen Medi­en gros­sen Nach­hall gefun­den. Sued­ku­rier, Der Spie­gel, die FAZ und … und … ,  sie alle berich­ten in ihren Online-Ausgaben.

Im Fol­gen­den wird der Arti­kel ver­öf­fent­licht, der von der Denk­mal­pfle­ge des Lan­des Baden-Würt­tem­berg frei gege­ben wor­den ist.

Ab die­ser Woche fin­det die Ber­gung eines über acht Meter lan­gen Ein­baums aus der Zeit des 24. bis 23. Jahr­hun­derts vor Chris­tus im See­rhein bei Kon­stanz statt. Staats­se­kre­tä­rin Kat­rin Schütz und Regie­rungs­prä­si­dent Wolf­gang Rei­mer mach­ten sich heu­te (31. März) vor Ort per­sön­lich ein Bild von dem spek­ta­ku­lä­ren Fund und des­sen anspruchs­vol­ler Ber­gungs­ak­ti­on, die meh­re­re Wochen dau­ern wird.

Die­ser Ein­baum ist das ältes­te Was­ser­fahr­zeug aus dem Boden­see, das wir bis­lang ken­nen. Im Jahr des zehn­ten Jubi­lä­ums der Ein­tra­gung der ‚Prä­his­to­ri­schen Pfahl­bau­ten um die Alpen‘ in die UNESCO- Welt­erbe­lis­te unter­streicht die­ser Fund die aus­ser­ge­wöhn­li­che Bedeu­tung des Boden­sees als archäo­lo­gi­sche Schatz­kam­mer unse­res Lan­des“, beton­te die Staats­se­kre­tä­rin. Es sei bis­lang ein Rät­sel, war­um der Ein­baum an die­ser Stel­le im See ver­sun­ken und so der Nach­welt erhal­ten geblie­ben ist.

Anders als beim Ein­baum aus Eiche, der vor Was­ser­burg im baye­ri­schen Teil des Boden­sees gefun­den wur­de, kann der Lin­den­ein­baum vom See­rhein nicht am Stück aus dem Boden­see gebor­gen wer­den.
„Das Holz ist hier­für zu fra­gil und zu weich“, sag­te der Regie­rungs­prä­si­dent. „Die Unter­was­ser­ar­chäo­lo­gen arbei­ten daher Hand in Hand mit der Restau­rie­rung, um das Jahr­tau­sen­de alte Was­ser­fahr­zeug zu bergen.“

Im Herbst 2018 war dem Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge im Regie­rungs­prä­si­di­um Stutt­gart ein Schiffs­fund im See­rhein bei Kon­stanz gemel­det wor­den. Eine ers­te Über­prü­fung vor Ort ergab, dass es sich um einen Ein­baum han­delt. „Durch den Fund kann die Nut­zung des Sees als Was­ser­stras­se oder Fische­rei­ge­wäs­ser in die­ser Zeit jetzt erst­mals belegt wer­den“, so Rei­mer wei­ter. Aus dem Zeit­raum im Über­gangs­be­reich zwi­schen dem Ende der Stein­zeit und dem Beginn der Bron­ze­zeit sind bis­her kei­ne Pfahl­bau­ten am Boden­see und gene­rell nur weni­ge Fund­stel­len in der Regi­on bekannt. Wie die Vor­un­ter­su­chun­gen in den Jah­ren 2019 und 2020 gezeigt haben, befin­den sich in der Umge­bung kei­ne wei­te­ren archäo­lo­gi­schen Res­te, die mit dem Ein­baum in Zusam­men­hang stehen.

Bei den Vor­un­ter­su­chun­gen wur­de auch fest­ge­stellt, dass der Bug des Was­ser­fahr­zeugs nicht mehr vor­han­den ist. Der Rumpf des Ein­baums wur­de aus Lin­de her­ge­stellt. Im Heck befin­det sich ein ein­ge­setz­tes Heck­brett aus Eiche. Die noch erhal­te­ne Län­ge des Ein­baums beträgt 8,56 m, die gröss­te Brei­te 0,81 m, die Höhe gut 40 cm. Der Ein­baum ist damit eines der am voll­stän­digs­ten erhal­te­nen prä­his­to­ri­schen Was­ser­fahr­zeu­ge überhaupt.

Die Ber­gung wird die nächs­ten Wochen andau­ern und von einer sehr detail­lier­ten drei­di­men­sio­na­len foto­gra­fi­schen und fil­mi­schen Doku­men­ta­ti­on beglei­tet. Danach wird das prä­his­to­ri­sche Boot in die Restau­rie­rungs­werk­statt des Lan­des­am­tes für Denk­mal­pfle­ge in Lud­wigs­burg über­führt. Dort erfolgt ein Kon­ser­vie­rungs­pro­zess, der erst in eini­gen Jah­ren abge­schlos­sen sein wird.

Foto: F.Huber ¦ submaris
Foto: LAD ¦ P.Scherrer
Foto: LAD ¦ P.Scherrer
Foto: F.Huber ¦ submaris
Foto: F.Huber ¦ submaris
Foto: F.Huber ¦ submaris
Foto: F.Huber ¦ submaris
Foto: F.Huber ¦ submaris
Foto: F.Huber ¦ submaris

Der Einbaum interessiert auch den Thurgau

Am 19. Juni wird der Ein­baum auch in der Thur­gau­er Zei­tung zum The­ma.
Wir dür­fen hier den Arti­kel ver­öf­fent­li­chen. Dafür bedan­ken wir uns sehr herzlich!

Im Fol­gen­den die bei­den Sei­ten zum Lesen in guter Qualität:

Unter SWR Baden-Würt­em­berg akuell fin­det sich ein Video, das wir hier zei­gen dürfen:

Der Einbaum wird zurückkehren

Der Süd­ku­rier ver­mel­de­te Mitt­woch, 16.02.2022, dass der Ein­baum der­einst im Archäo­lo­gi­schen Lan­des­mu­se­um Kon­stanz zu bewun­dern sein wird. Wann das der Fall sein wird, kann noch nicht gesagt wer­den. Zuerst muss der Fund genau­es­tens unter­sucht und bes­tens kon­ser­viert wer­den.
Die Archäo­lo­gin Julia Gold­ham­mer geht mitt­ler­wei­le davon aus, dass der Ein­baum nicht gesun­ken, son­dern ein­fach im Sand des Ufers lie­gen geblie­ben sei. Denk­bar wäre auch, dass die Boots­bau­er nahe am See oder im Hin­ter­land gelebt haben, aber nicht über dem Was­ser, denn aus der Zeit (23. oder 24. Jh. v. Chr.) sind kei­ne Pfahl­bau­sied­lun­gen am Boden­see bekannt.
Aller­dings fin­den sich am Ein­baum auch kei­ne Spu­ren, die auf einen Land­trans­port schlies­sen lies­sen. Viel­leicht, so meint die Archäo­lo­gin, kann man sogar fest­stel­len, wo die Lin­de, die zum Ein­baum wur­de, gewach­sen sei.

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