Dieses Haus wurde 1970 von Albert und Meta Bausch gebaut. Das Ehepaar konnte das Land von Karl Schilt erwerben. Dieser besass die Liegenschaft ‘Guggenbühl’ an der Castellstrasse, eine ehemalige Landwirtschaft mit entsprechend Land, das nun als Bauland teuer verkauft werden konnte. Stellen Sie sich vor: Sechzig Franken verlangte der Landbesitzer! Sechzig Franken pro Quadratmeter!! — Damals glaubte man, dass so ein Preis nahe an Wucher grenze!
Mit dem exorbitanten Preis nicht genug: Karl Schilt hat bei all seinen Verkäufen immer einen ganz besonderen Zusatz im Kaufvertrag festgeschrieben. Die Käufer mussten sich verpflichten, in ihrer Liegenschaft kein Restaurant eröffnen zu wollen! Dazu muss man wissen, dass im Guggenbühl bis 1954 auch eine Wirtschaft geführt wurde. Offenbar wollte Karl Schilt sich jede Konkurrenz weit vom Halse halten, sollten er oder seine Nachfahren auf die Idee kommen, den Restaurationsbetrieb wieder aus dem Dornröschenschlaf erwecken zu wollen! Se non è vero, è ben trovato! Die Wirklichkeit ist manchmal viel banaler: Im April 1953 wurde das ‘Beizenpatent’ eingestellt. Damals gab es viel zu viele Wirtschaften, so dass der Staat Thurgau Interesse daran hatte, Patente zurück zu nehmen. Karl Schilt hat die Gastwirtschaft eingestellt und vom Kanton CHF 4000.- dafür kassiert. In der Folge musste er dann allen Käufern von Teilgrundstücken diese Klausel mit ins Grundbuch übertragen!
So entstehen und verändern sich Häuser! Schön, dass dieses Haus sanft renoviert und den heutigen Bedürfnissen angepasst wurde. Wie häufig fahren auch bei 30–40jährigen Häusern die Bulldozer auf!
Wie sich die Umgebung verändert hat, zeigen die folgenden Bilder eindrücklich:
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